Informationen

Erfahrungswissen

Gestosen sind multifaktoriell bedingte Erkrankungen, das heißt, dass ihr Entstehen nicht auf eine einzige Ursache zurückzuführen ist. Man kann sich nicht mit Gestose anstecken, da weder Bakterien noch Viren die Komplikation auslösen. Nachdem Gestosen jedoch in manchen Familien gehäuft vorkommen, ist eine genetische Disposition wahrscheinlich.

Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass die klassische Gestose des vor
allem letzten Schwangerschaftsdrittels, die zumeist oft schon früh mit Wassereinlagerungen (Ödemen) in Beinen und Händen beginnt, welche über das oft gegen Ende der Schwangerschaft auftretende harmlose Knöchelödem hinausgehen, und in deren Rahmen dann zuerst erhöhter Blutdruck und dann Eiweiß im Urin auftreten, durch einen Nährstoffmangel ausgelöst wird. Dies kann auch Frauen treffen, die sich sehr bewusst ernähren, weil sie von einer genetisch bedingten Verwertungsstörung einzelner Nährstoffe betroffen sein können.

Wir haben besonders gute Erfahrungen mit einer ausgewogenen, durchaus eiweißreichen, kaloriengerechten Ernährung gemacht, die keineswegs salzarm gehalten ist. Sie hilft, Ödemen und Hochdruck vorzubeugen und kann auch bereits aufgetretene Symptome oft deutlich lindern oder sogar zurückbilden.

Wir warnen hier ausdrücklich von der Einhaltung von Obst-, Reis- und Erdäpfeltagen, vor Salzrestriktion (einer Einschränkung der Salzzufuhr) und vor Entwässerungskuren mit Tees und pflanzlichen Extrakten. Sie helfen nicht, sondern können das Einsetzen einer Gestose im Gegenteil deutlich beschleunigen und die Versorgung des Babys akut gefährden. Glücklicherweise werden solche Tipps heute nur mehr selten von Ärzt_innen und Hebammen gegeben, im Internet und in Schwangerschaftsratgebern sind sie jedoch immer noch zu finden.

Unsere Beratung zur Vorbeugung oder auch bei bereits bestehenden Problemen nimmt auf die besonderen persönlichen Voraussetzungen und die Vorgeschichte jeder einzelnen Anruferin Rücksicht und nimmt deshalb etwas Zeit in Anspruch. Bitte vereinbaren Sie mit uns in einem kurzen Anruf einen telefonischen Beratungstermin.

Gruppe Frauen im Gras liegend

Pränataldiagnostik

Vielfach werden unter „klassischer Pränataldiagnostik“ Untersuchungen verstanden, die dazu dienen, eine chromosomale Veränderung bzw. kindliche Fehlbildungen zu entdecken. Jegliche Pränataldiagnostik kann – gerade für Gestose-Betroffene – ein Segen sein, weil sie es ermöglichen kann, die Gefährlichkeit der Lage für das Ungeborene besser einzuschätzen, sie kann aber auch ein Fluch sein. Untersuchungen, bei denen Fehlbildungen und/oder der Verdacht auf Chromosomenanomalien auffallen, können nämlich werdende Eltern, die diese ohne gezielte Beratung und Vorbereitung in Anspruch nehmen, in schwere Konflikte stürzen und können schlimmstenfalls damit enden, sich für oder gegen das Leben des Kindes entscheiden zu müssen. Wir wissen, dass die Inanspruchnahme von pränataldiagnostischen Untersuchungen den Beziehungsaufbau zum Ungeborenen beeinflussen kann und bieten deshalb allen Eltern mit Kinderwunsch und werdenden Eltern am Schwangerschaftsbeginn Familien-Beratungs-Gespräche zur klassischen Pränataldiagnostik an, am besten, bevor noch die Entscheidung für oder gegen solche Untersuchungen getroffen wurden.

Pränataldiagnostik ist jedoch mehr als die klassischen Untersuchungen auf Fehlbildungen oder chromosomale Abweichungen. Eigentlich findet bei jeder Untersuchung während der Schwangerschaft eine pränatale Diagnostik statt, und sei es bei der internen Untersuchung des Mutter-Kind-Passes oder beim oralen Glukosetoleranztest auf Schwangerschaftsdiabetes (Zuckerbelastungstest). Einige dieser Untersuchungen geben auch Hinweise auf das jeweilige Risiko für Gestose und Plazentainsuffizienz:

Screeningmethoden

Im Rahmen des Ersttrimester–Screenings werden heute auch Tests angeboten, die dieses Risiko ermitteln. Hier werden Doppler-Ultraschall-Messungen des Strömungsmusters in den Gefäßen („maternalen Gefäßen“) vorgenommen, die die Gebärmutter mit Blut versorgen, und es wird der Wert des PAPP-A, des Pregnancy-associated plasma protein A bestimmt, das auch zusammen mit weiteren Tests zur frühen Bestimmung eines Risikos auf Chromosomenanomalien aus einer mütterlichen Blutprobe dient. Weiters wird der PLGF (Placental Growth Factor), ein Biomarker der Plazenta im mütterlichen Blut bestimmt. Diese Tests können helfen, jene Schwangeren zu identifizieren, die aufgrund ihres verhältnismäßig erhöhten Gestose-Risikos von einer Behandlung mit Aspirin (ASS) profitieren können, und sind deshalb in erster Linie für Erstgebärende empfohlen, besonders, wenn es in den Familien beider Eltern bereits Schwangerschaftskomplikationen gab. Die abendliche Einnahme von zumeist 150 mg Aspirin ist eine etablierte Therapie, mit der es vielfach gelingt, das Auftreten dieser Komplikationen deutlich zu verzögern oder sogar zu verhindern, wenn damit rechtzeitig begonnen wird. Zusätzlich empfehlen wir auch, unsere Beratung in Anspruch zu nehmen und unsere Ernährungstipps zu beherzigen.

Blutabnahmepipetten
schreibende Aerztin

Im Rahmen des Organscreenings wird in der Regel auch ein Doppler der mütterlichen Gefäße vorgenommen. Hier kann nun über die Messung von PI (Pulsatility-Index) und RI (Resistance-Index) und mittels Betrachtung der Strömungskurve, dem optisch dargestellten Flussmuster in der geschallten Arterie, das Risiko für Plazentainsuffizienz und Gestose noch einmal eingeschätzt werden. Diese Untersuchungen können sehr entlastend sein, wenn die Indizes beidseitig schön ausfallen und die Strömungskurve optimal aussieht. Wird ein auffälliges Strömungsmuster mit einem Notching, einer Einkerbung in der Darstellung der Kurve, gefunden, oder sind die Indizes nicht optimal, muss das noch nicht heißen, dass alles verloren ist. Nachdem die Plazentabildung und somit die Weitstellung der Gefäße in der Gebärmutter erst mit der rd. 26. Woche abgeschlossen ist, kann sich der Befund bis dahin noch bessern. Auch liegt die Plazenta selten so mittig, dass beide Gebärmutterarterien ein gleiches oder gleich schönes Strömungsmuster aufweisen.

Wir beraten viele Frauen, die nach dem Lesen ihres Befundes im Internet nach Schlagwörtern wie „Notch“ suchen und dann sehr beunruhigt sind. Viele können wir im Rahmen der Beratung beruhigen. Wir begleiten auch Frauen, bei denen auch nach der 26. Woche ein auffälliges Flussmuster bestehen bleibt und deren Schwangerschaften weiterhin engmaschig überwacht werden. Nicht alle dieser Frauen werden eine Plazentainsuffizienz oder Gestose entwickeln. Viele dieser Frauen empfinden es als entlastend, sich mit einer ehemals selbst Betroffenen auszutauschen.

Wir möchten dazu beitragen, dass zu hypertensiven Komplikationen und den Spätfolgen wie dem zum Teil deutlich erhöhten Risiko für Herz- Kreislauf-Erkrankungen von betroffenen Frauen noch intensiver geforscht wird und setzen uns dafür ein, dass überholte Therapien und Empfehlungen (insbesondere was die Ernährung betrifft) bei Ödembildung und Blutdruckerhöhungen in der Schwangerschaft nicht mehr angewandt werden.

In späteren Schwangerschaftswochen wird ein weiterer Bluttest zur Bestätigung der Diagnose und zur Verlaufsprognose herangezogen. Für diesen Test werden zwei Biomarker bestimmt, bzw. deren Quotient, und zwar s-flt1 und PlGF (soluble fms-like tyrosine kinase und Placental Growth Factor). Mit Hilfe dieses Tests kann der optimale Entbindungszeitpunkt leichter bestimmt werden, weshalb sein Einsatz vor allem bei bereits bestehenden Krankheitsanzeichen sinnvoll ist.

Jede Schwangere ist anders. Manche Frauen empfinden diese Untersuchungen als eher belastend, andere wollen die Tests unbedingt machen und auch über mögliche negative Entwicklungen genauestens Bescheid wissen, weil sie sich dadurch dem Geschehen weniger ohnmächtig ausgeliefert fühlen. Wir beraten Sie gerne, bitte nehmen Sie einfach mit uns Kontakt auf und vereinbaren Sie einen telefonischen Beratungstermin.